Unplugged, unverstärkt und unverstellt“ kommen Singer und Songwriter mit Talkgästen zusammen. In einem coolen TV-Format? Nein – in Würzburgs Augustinerkirche. Die Website der „Kirche der Augustiner“ könnte moderner nicht sein. YouTube, facebook – der Orden geht neue Wege zum Menschen. Ein Blick auf die Innengestaltung seiner Kirche zeigt, wie innovativ dieser Weg ist. “ Ich will, dass du stark bist.“, ist sein Leitmotiv.

Ein offener Ort der Begegnung, der Einkehr, der Kultur, der Musik und der Kontraste ist Würzburgs Augustinerkirche im Herzen der Stadt. Die spätromanische Kirche entstand 1266 im Auftrag und auf dem Areal eines zweiten Ordens, der Dominikaner. 1741 schuf Würzburgs damaliger „Stararchitekt“ Balthasar Neumann, einer der bedeutendsten Baumeister des Barock sowie des Rokoko, einen Neubau. Der Meister operierte, so mutmaßt man heute, nach Plänen seines Lehrers und Amtsvorgängers Joseph Greissing. Neumann schwelgte in barocker Opulenz. Ungewöhnlich war die Beleuchtung über hohe Fassadenfenster.

"Pop-Art" im sakralen Raum

© Holger Leue

Die Fassade selbst gestaltete sich – gemessen am Innenleben – eher schlicht mit der Gliederung eines zweigeschossigen Säulentempels jeweils um eine Heiligenfigur herum. Die Dominikaner mussten ihren Ordenssitz aufgrund der Säkularisierung – der Beschlagnahmung kirchlichen Eigentums durch den Staat – 1804 räumen. 

Die nicht von der Säkularisierung betroffenen Augustiner bezogen ein Jahr später die Kirche und das angrenzende Kloster. Bis heute ist die Gemeinschaft in Würzburg aktiv – als größte Niederlassung mit 40 Ordensbrüdern.

Bei der Zerstörung Würzburgs im März 1945 fielen Rokoko-Ausstattung und bedeutende Kunstschätze den Bomben zum Opfer. Doch heute, seit einer umfassenden Renovierung 2010, birgt das Kircheninnere der Augustinerkirche andere Werte – Moderne, Zeitgeist und die konsequente Reduktion auf Wesentliches.

Das Konzept der Neugestaltung sah den Verzicht auf Ausstattung, barocke Pracht und sakrale Kunst vor. Außer einer 1720 von Jakob van der Auwera geschaffenen Madonna, Stuck als Reminiszenz an die Prunktage des Barock sowie Schmuck im Gewölbe finden sich keine Ornamente in der Augustinerkirche. Das Konzept folgt der Idee des „Communio-Modells“, das die Gleichheit von Gesellschaften, Ethnien, Völkern und Glaubensgemeinschaften propagiert.

Das Innere der Kirche in Würzburgs belebtem Zentrum spiegelt diese Werte. Sie hat keinen Altarraum, keine Kanzel und keine „VIP-Plätze“ für Würdenträger. Als Blickfang fungiert das zentral platzierte, 7 mal 4 Meter große Werk „Neues Jerusalem“ des Künstlers Jacques Gassmann, der seit über 30 Jahren unter anderem im sakralen Raum arbeitet. Von ihm stammt auch der farbenprächtige Kreuzweg.

Balthasar Neumanns barocke Opulenz

© Holger Leue

Der nach wie vor opulente Stuck und die Gemälde bilden einen phantastischen Kontrast. Schon fast in Richtung Pop-Art tendiert die moderne Gestaltung, die nicht religiös, sondern ästhetisch und geistig anregen will. Interessant ist auch der Chor mit Chorgestühl. Dort sitzt als einzelne Figur Augustinus beim Entwerfen der Ordensregel.

Auch die Gottesdienste und kulturellen Veranstaltungen sind unkonventionell. Der Priester spricht inmitten der Gemeinde – weniger predigend, als vielmehr spirituell-philosophisch anregend. Die Schlichtheit des Gotteshauses lässt dem gläubigen Besucher indes bewusst Freiraum, Gott zu suchen und zu spüren. Kunst, Tanz, Musik und Performance sind in diesem minimalistischen, puren Gotteshaus ebenso zuhause. Es lohnt sich also auch hier, immer wieder mal hinter die Fassaden zu schauen.

Die Augstinerkirche im Netz:

Facebook: Augustinerkirche.Wuerzburg

YouTube: Augustinerkirche Würzburg

www.augustinerkirche-wuerzburg.de

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