„Von verschwenderischer Fülle, überladen, verschnörkelt und pompös.“ Ja, wir fühlen uns trefflich charakterisiert! Gut 300 Jahre sind seit dem ersten „Spatenstich“ der Residenz vergangen – und genau 253 Jahre, seit einer ihrer Schöpfer irdische Gefilde verließ: der venezianische Künstler Giovanni Battista Tiepolo.

Im Reich der Freiheit

Sie verfolgten im aufstrebenden 18. Jahrhundert – genaugenommen beim Spatenstich im Jahre 1720 – durchaus den Anspruch des Großen, des Grandiosen und des Glanzvollen, die Bauherren der Residenz zu Würzburg. Klotzen wollten die im Originalton vom „Bauwurm“ befallenen Fürstbischöfe, allen voran Johann Philipp Franz von Schönborn – und genau das taten sie. Mit dem Bau der Residenz inszenierten sie den Barock in aller „Dominanz des Kulturell-Religiösen“, mitreißend auch für nicht-religiöse Menschen. Leicht, heiter, üppig und verspielt – hatte Friedrich Schiller vielleicht sogar Würzburgs Residenz im Sinn, als er den Barock das „Reich der Freiheit“ nannte?
© CTW/Andreas Bestle

42 Jahre UNESCO-Weltkulturerbe

Die Würzburger Residenz gilt europaweit als der bedeutendste Residenzbau des späten Barock. Als solcher wurde das Ensemble von Residenz, Hofgarten und Residenzplatz vor genau 42 Jahren – nämlich 1981 – in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Die Einbindung in einen internationalen Kontext wird dem schöpferischen Genie der Residenz gerecht. Der imposante Komplex mitsamt Hofgarten und Hofkirche gilt als Meisterstück des Zusammenwirkens von Künstlern führender europäischer Kunstregionen. 

Unter Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn wurde am 22. Mai 1720 der Grundstein zu einem Sinnbild des Hof- und Kulturlebens des 18. Jahrhunderts gelegt. Unter Federführung des Architekten Balthasar Neumann entstand mit 167 m Länge und 300 Zimmern ein imposantes Zeitzeugnis. 

Das international „besetzte“ Team machte das Großprojekt zur Gemeinschaftsleistung kongenialen Wirkens: An und in der Würzburger Residenz verwirklichten sich der Wiener Architekt Lukas von Hildebrandt, Robert de Cotte und Germain Boffrand aus Paris, der Stuckateur Antonio Bossi und der Bildhauer Johann Wolfgang van der Auwera. Die Anordnung des Vestibüls und Treppenhauses sowie des Weißen Saales und des Kaisersaals etwa gilt als architektonische Meisterleistung. Künstler und Kunsthandwerker aus Europa gestalteten eine einzigartige Innenausstattung.

Ab 11 Uhr wird's voller

25.000qm umfasst die Residenz

340.000 Besucher im Jahr

677 qm - das größte Deckenfresko der Welt

Weltweit größtes Deckenfresko

Das bis heute unangefochtene Highlight schuf Giovanni Battista Tiepolo mit seinen 1751 bis 1753 gemalten Deckenfresken im Treppenhaus sowie im Kaisersaal. Blicken wir noch einmal genauer auf den Schöpfer des größten Deckenfreskos der Welt – einem der wichtigsten Gründe für jährlich Hundertausende begeisterter Besucher der Residenz. Was hat uns der venezianische Virtuose vermacht? Giovanni Battista Tiepolos allegorische Phantasien werden in wunderbaren Farben erzählt. Sein Stil harmoniert perfekt mit der allegorischen Traumwelt, die er im Auftrag seiner solventen Kunden schuf. Letztere ließen sich natürlich ebenfalls an der Decke verewigen – Auftraggeber Carl Philipp von Greiffenclau ziert ein Medaillon. Sinnbildlich huldigen ihm die Kontinente Afrika, Asien, Amerika und Europa. Bildnisse von Tiepolo selbst, von Antonio Bossi sowie vom Architekt Balthasar Neumann repräsentieren die schönen Künste.
© Daniel Winter

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