1950, also nur fünf Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde die Romantische Straße begründet – als Ferienroute, die die wahre Seele Deutschlands in Szene setzen sollte und wollte. Kluge Touristiker wussten auch damals, wonach sich ihre Zielgruppe vor allem sehnte: nach Idylle. Und so wurde die Route von Würzburg nach Füssen zum Symbol der Suche nach einem positiven Narrativ.

Auf 460 Kilometern führte (und führt!) die Romantische Straße durch malerische Städte und Dörfer, vorbei an Fachwerk, Rebhängen, Schlössern und barocken Kirchen. Sie zeigte ein Land, das „trotz allem“ stolz auf seine Kultur blickte. Die Wahl des Namens folgte einem klaren Ziel: „Romantik“ stillte die Sehnsucht der Deutschen nach Harmonie und Heimat, nach Mobilität, Aufbruch und Vergessen. Auch die Gäste aus dem In- und Ausland sollten sehen, was das echte, das eigentliche Deutschland ausmachte: Souveränität, historische Pracht und natürliche Vielfalt. Hotels, Cafés und Geschäfte längs der Route erlebten einen Boom. Sie trugen dazu bei, dass Deutschland atmete und erblühte – dass es Selbstbewusstsein tankte und die Welt einlud, seine Identität neu zu entdecken.

Die Karte zeigt alle Stationen der Romantischen Straße
© Romantische Straße

Vielfalt der Entdeckungen

Die Romantische Straße brachte in den 1950er Jahren das Beste Süddeutschlands zusammen: von fränkischen Dörfern bis zu königlichen Märchenschlössern – in 29 Orten, die unterschiedlicher kaum sein könnten. 75 Jahre ist das her. Und vielleicht lohnt es gerade heute, die 75 Jahre alte Ferienstraße mit neuen Augen zu bereisen – zum Beispiel ganz entspannt mit dem Wohnmobil! Für Aktive bieten Rad- und Wanderwege mit charakteristisch grünen und blauen Schildern eine sportliche Alternative: Die Route führt durch Täler, Wälder und Wiesenlandschaften – auf ihrem Weg zur majestätischen Alpenkulisse.

Das erste Kapitel

Die Kirschblüten im Hofgarten der Residenz
© CTW/Andreas Bestle

Jede Reise entlang der Romantischen Straße beginnt in Würzburg. Hoch über der Stadt thront die Festung Marienberg, wie ein Wächter über das Maintal und die sanft geschwungenen Weinberge. Hinter Würzburg geht die Reise in eine Szenerie von Dörfern und mittelalterlichen Städten über. In Tauberbischofsheim, Lauda-Königshofen und Bad Mergentheim scheint die Zeit innezuhalten. Kopfsteingepflasterte Gassen und Fachwerk erzählen von Jahrhunderten voller Geschichten.  

Ihr möchtet die Romantische Straße kennenlernen? Oder euch über Events, Feste und Highlights zum 75. Jubiläum informieren? Hier geht es zur Website der Romantischen Straße

Herz des Mittelalters

Rothenburg in den 50er Jahren: Ein Reisebus fährt vorbei am Röderbogen, einem historischen Torbogen mit Turm
Rothenburg ob der Tauber in den 50er Jahren (©Romantische Straße)
Brunnen und Torbogen in der Rödergasse in Rothenburg ob der Tauber
Rothenburg ob der Tauber heutzutage (©Romantische Straße)

Ein Highlight ist Rothenburg ob der Tauber, welches bis heute als Inbegriff deutscher Romantik gilt. Im Schatten der alten Stadtmauer verlieren sich Gäste in Zeiten, in denen Ritter und fahrende Kaufleute die Straßen bevölkerten. Weiter gen Süden erreicht man Schillingsfürst und Dinkelsbühl. In diesen pittoresken Kleinstädten weht eine Ursprünglichkeit, die das Leben jahrhundertelang geprägt hat. Hier laden kleine Marktplätze und Stadttore zum Verweilen ein.

Bei den Fuggern

Augsburg erzählt von der Geschichte der Fugger, die hier im 16. Jahrhundert die erste Wohnsiedlung der Welt gründeten – die Fuggerei als beeindruckendes Denkmal sozialer Verantwortung und architektonischer Schönheit. Hinter Augsburg beginnt der Pfaffenwinkel – eine Region, die für ihre tiefe Religiosität und ihre beeindruckenden Kirchen bekannt ist. Hier erhebt sich in stiller Erhabenheit die Wieskirche, ein Wunderwerk des Rokoko. Sonnenlicht fällt durch hohe Fenster auf verzierte Altäre und kunstvolle Fresken, und ein Gefühl stiller Ehrfurcht und Einkehr durchdringt die Luft.

Landsberg in den 50er Jahren: Ein Reisebus parkt vor dem historischen Schmalzturm
Landsberg am Lech in den 50er Jahren (©Romantische Straße)
Brunnen und Schmalzturm in Landsberg am Lech
Landsberg am Lech heutzutage (©Romantische Straße)

Glanzvoller Schlussakkord

Am Ende der Romantischen Straße wartet ein majestätischer Höhepunkt. Stolz erhebt sich Schloss Neuschwanstein, das visionäre Werk von König Ludwig II.. Mit seinen Türmen und Giebeln thront das Schloss als weltberühmtes Sinnbild für die Sehnsucht nach Schönheit und Poesie über dem Alpsee. Es zieht Besucher:innen aus aller Welt an und entlässt sie mit dem Gefühl, der deutschen Seele begegnet zu sein. Füssen, die letzte Station der Route, vereint Berge, Geschichte und landschaftliche Schönheit.

Kulinarik und Lebensart

© CTW / Dietmar Denger

Die Geschichte der Romantischen Straße wäre ohne die Kapitel „Genuss, Wein, Kulinarik und Lebensart“ nicht vollständig erzählt. Hier lässt man sich in Weinstuben, Gasthöfen und traditionellen Wirtshäusern nieder, um die kulinarische Vielfalt der Regionen zu erleben. Ob fränkische Bratwurst, Maultaschen oder saftiger Schweinsbraten – jede Rast längs der Romantischen Straße ist ein Fest für die Sinne. Die Weine der Regionen vom Silvaner bis zum kräftigen Riesling spiegeln die Wärme der Landschaft.

75 Jahre Heimatliebe

Die Romantische Straße lädt ein in ein Land, das man mit dem Herzen bereist. Sie führt durch Landschaften, die mit jedem Kilometer schöner werden, durch Städte, die ihr Erbe wahren, und zu Orten, an denen Zeit und Raum ineinanderfließen. Der Name ist auch 2025 ein Versprechen, das eingelöst wird. Wer sich auf die Reise einlässt und dem Zeichen der Romantik folgt, gewinnt Eindrücke, die für immer bleiben.

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